Hochgeschwindigkeitszüge in Spanien

Spanien hat neben China das umfangreichste Schnellfahrstreckennetz der Welt. Die erste Neubaustrecke entstand zur Expo 1992 zwischen Madrid und Sevilla. Mit der schnellen Ausdehnung des Hochgeschwindigkeitsnetzes hatte auch die Beschaffung vom rollenden Material hohe Priorität. Die ersten Alta-Velocidad-Española -Züge (AVE) konstruierte Alstom, die zweite Bestellungswelle zog den Velaro von Siemens und eine Eigenproduktion aus dem Hause Talgo nach Spanien. Danach kam wieder Alstom zum Zug, diesmal mit Derivaten des italienischen Pendolino. Entsprechend faszinierend ist der Fahrzeugpool, ebenso wie dessen hohe Pünktlichkeit. Seit einigen Jahren wird an der Anbindung an das französische TGV-Netz gearbeitet. Seit Dezember 2010 erreichen TGV-Duplex-Züge die nordspanische Stadt Figueras. Zeitgleich ging ein Großteil der Neubaustrecke von Madrid nach Valencia in Betrieb.


AVE Serie 100 – Spanien, Frankreich

Rekord-Geschwindigkeit: 356.8 km/h – Inbetriebnahme: 19.04.1992
AVE Serie 100 im Bahnhofsbereich von Madrid Puerta de Atocha.
1992 begann in Spanien das Hochgeschwindigkeitszeitalter. Die Eisenbahngesellschaft RENFE orderte beim französischen TGV-Hersteller GEC Alsthom 18 AVE-Züge, die vom TGV Atlantique abgeleitet wurden und viele Jahre lang auf der Schnellfahrstrecke Madrid – Sevilla ihren Dienst verrichteten. Im Jahr 2010 erhielten die fast baugleichen Euromed-Züge der Serie 101 Normalspurdrehgestelle. Damit wurden sie zur AVE-Flotte der Serie 100 hinzugefügt. Zehn der nun insgesamt 24 Garnituren ließ die RENFE für den internationalen Einsatz nach Frankreich vorbereiten. Seit Dezember 2013 gibt es Direktverbindungen nach Marseille, Toulouse und Lyon.

Euromed Serie 101 – Spanien

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h – Inbetriebnahme: 16.06.1997
Euromed auf dem Weg nach Castelló
In den Jahren 1997 bis 2009 waren die sechs Hochgeschwindigkeitszüge der Baureihe 101 als Euromed unterwegs. Sie befuhren die breitspurige Strecke zwischen Barcelona, Valencia und Alicante. Die Höchstgeschwindigkeit lag auf einigen Abschnitten des „Corredor Mediterráneo“ bei 220 Stundenkilometern, bedingt durch die begrenzte Stromversorgung bei 3 kV Gleichspannung. 2010 erhielten die Züge wieder Regelspurdrehgestelle und gehören fortan zu den AVE-Zügen der Serie 100. In diesem Bericht wird nur auf die Euromed-Zeit dieser sechs Züge eingegangen.

Alaris Serie 490 – Spanien

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h – in Betrieb von: 16.02.1999 bis Juni 2014
Alaris Serie 490 in Chamartin
Zwischen 1996 und 1999 stellte Alstom zehn dreiteilige Neigezüge für die spanische Eisenbahngesellschaft RENFE her. Die als „Intercity 2000“ bestellten Hochgeschwindigkeitszüge sind eine Variante des Pendolino der Serie ETR 460 und wurden ab Februar 1999 auf der kurvenreichen Strecke Madrid – Valencia eingesetzt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 220 km/h. Seit Anfang 2007 verkehren 11 Zugpaare auf der Relation Madrid – Valencia, wovon zwei nach Castellón de la Plana und eine nach Gandia weiter geführt werden.

Talgo XXI – Spanien

Rekord-Geschwindigkeit: 256.38 km/h
Talgo XXI im alten Bahnhof von Castellon
Der Talgo XXI ist ein Prototyp und besteht aus einem dieselhydraulisch angetriebenen Triebkopf, drei antriebslosen Mittelwagen sowie einem nicht angetriebenen Endwagen. Dieser Zug ist im Vergleich mit anderen Hochgeschwindigkeitszügen etwas ganz Besonderes. Er ist durchgängig niederflurig ausgeführt, d.h. der Fußboden ist von der Schienenoberkante aus gesehen nur 760 mm hoch. An Standard-Bahnsteigen können die Reisenden stufenlos einsteigen. Bei niedrigen Bahnsteighöhen wird eine Stufe ausgeklappt. Die Talgo-Wagen der siebten Generation sind komplett wie auch die Endwagen bzw. Triebköpfe in Aluminium Leichtbauweise gefertigt, vollklimatisiert und druckdicht.

Avant Serie 104 – Spanien

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h – Inbetriebnahme: 29.12.2004
Avant Serie 104 im Bahnhof "Madrid Puerta de Atocha".
Im Dezember 2004 rollten die ersten von insgesamt 20 Hochgeschwindigkeitszüge aus dem Hause FIAT/Alstom für den Kurz- und Mittelstreckeneinsatz auf Schnellfahrstrecken an. Die vierteiligen Garnituren basieren zwar auf dem Pendolino und dem Alaris, ihrem Einsatzzweck entsprechend wurde jedoch auf die Neigetechnik verzichtet. Mit bis zu 250 Stundenkilometern befahren die Züge der Serie 104 seit dem 29.12.2004 nur normalspurige Schnellfahrstrecken unter 25 kV 50 Hz.

AVE Serie 102, Serie 112 – Spanien

Rekord-Geschwindigkeit: 364 km/h – Inbetriebnahme: 26.02.2005
AVE Serie 112 im Bahnhof "Madrid Puerta de Atocha".
Die spanische Eisenbahngesellschaft RENFE gab 2001 einem Konsortium aus Talgo und Bombardier den Zuschlag, 16 Premium-Hochgeschwindigkeitszüge zu konstruieren. 2005 wurde die Bestellung um weitere 30 Garnituren aufgestockt. Die ersten Triebköpfe wurden in Kassel gefertigt. Am 26.02.2005 gaben die ersten 14-teiligen Züge ihr Debüt auf der Schnellfahrstrecke zwischen Madrid und Lleida, später auch nach Sevilla. Im Gegensatz zur AVE Serie 102 haben die Züge der Baureihe 112 unter anderem ein höheres Sitzplatzangebot. Beide Typen sind technisch für 330 km/h zugelassen, aber derzeit sind nur 300 km/h erlaubt.

Alvia Serie 120, Serie 121 – Spanien

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h – Inbetriebnahme: 17.05.2006
Alvia Serie 120 im Bahnhof "Madrid Puerta de Atocha"
Im September 2001 bestellte die spanische Eisenbahngesellschaft RENFE beim Herstellerkonsortium Alstom und CAF zuerst 12 Nahverkehrs-Hochgeschwindigkeitszüge. Die vierteiligen Garnituren können sowohl auf normalspurigen Schnellfahrstrecken als auch auf breitspurigen Ausbaustrecken verkehren. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Im Mai 2006 begann der kommerzielle Einsatz auf der Verbindung Madrid – Barcelona. Später folgten weitere 16 Einheiten der Serie 120 und 29 Züge als Baureihe S-121.

AVE Serie 103 – Spanien

Rekord-Geschwindigkeit: 403.7 km/h – Inbetriebnahme: 22.06.2007
AVE Serie 103 im Bahnhof "Madrid Puerta de Atocha".
Siemens freute sich am 30. Juli 2001 über den zweiten Exporterfolg des ICE 3, als sich Spanien für 16 Premium-Hochgeschwindigkeitszüge der Velaro-Plattform entschied. 2004 wurden weitere 10 achtteilige Einheiten nachbestellt. Bei Hochtastfahrten erreichte eine Garnitur 403,7 km/h. Seit dem 22. Juni 2007 sind die für 350 km/h ausgelegten Hochgeschwindigkeitszüge in erster Linie zwischen Barcelona und Madrid unterwegs – vorerst jedoch nur mit 300 km/h.

Alvia Serie 130 – Spanien

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h – Inbetriebnahme: 29.10.2007
Alvia Serie 130 im Bahnhofsbereich von "Madrid Puerta de Atocha.
Die spanischen Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ „Talgo 250“ verkehren seit dem 29.10.2007 als Alvia Serie 130 auf normalspurigen Schnellfahrstrecken sowie auf herkömmlichen Breitspurstrecken. Die Zweisystemfahrzeuge können sich außerdem in den Kurven passiv neigen. Zwischen 2004 und 2009 wurden 45 Einheiten von Talgo und Bombardier gefertigt. Ab 2009 wurden 15 Garnituren mit Generatorwagen für Einsätze auf nichtelektrifizierten Strecken bestückt, die als Alvia Serie 730 laufen.

Oaris – Spanien

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 350 km/h – Baujahr: von 2009 bis 2011
Oaris Prototyp bei Vilafant.
Der spanische Bahnhersteller CAF stellte zwischen 2009 und 2011 einen vierteiligen Prototypen mit dem Namen „Oaris“ her. Zwischen 2011 und 2015 absolvierte der für 320 km/h vorgesehene Zug ein umfangreiches Versuchsprogramm. Dank des verteilten Antriebes und des modularen Aufbaus sind künftige Serienzüge besonders flexibel einsetzbar. Der Bahnbetreiber Flytoget orderte 2015 bereits acht Einheiten.

TGV Euroduplex – Frankreich, Schweiz, Deutschland, Luxemburg, Spanien

Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h – Inbetriebnahme: 11.12.2011
TGV Euroduplex in Frankfurt (Main) Hbf.
Bei den 320 km/h schnellen TGV-Euroduplex-Hochgeschwindigkeitszügen handelt es sich um 10-teilige Doppelstock-Garnituren mit zwei Triebköpfen und acht antriebslosen Mittelwagen. Insgesamt 134 Züge wurden seit 2007 vom französischen Bahnhersteller Alstom hergestellt. Sie sind für internationale Einsätze ausgerüstet und verbinden Frankreich mit dem benachbarten Ausland (Luxemburg, Deutschland, Schweiz). 14 Einheiten sind darüber hinaus für den Betrieb in Spanien geeignet und kommen dort unter dem Markennamen Ouigo zum Einsatz. Auch die Doppelstock-TGVs in Marokko zählen zu den Euroduplex-Zügen.

Avant Serie 114 – Spanien

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h – Inbetriebnahme: 12.06.2011
Avant Serie 114 im Bahnhof "Barcelona Sants"
Die Serie 114 aus dem Hause Alstom ist die neueste Generation von Hochgeschwindigkeitszügen für den Regionalverkehr auf Spaniens Schnellfahrstrecken. Sie gehören zur Familie der Pendolini der Bauart ETR 600, ihnen fehlt aber die Neigetechnik. Im Vergleich zur AVANT Serie 104 beschleunigen und bremsen die 13 vierteiligen Garnituren besser. Auch die Aerodynamik wurde optimiert. Die AVANT-Züge der Serie 113 sind seit 2011 ausschließlich auf der Relation Madrid – Segovia – Valladolid mit bis zu 250 km/h unterwegs.

Alvia Serie 730 – Spanien

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h – Inbetriebnahme: Juni 2012
Alvia Serie 730 Doppeltraktion in der Nähe von Zamora.
Bei der Serie 730 handelt es sich um aktuell 14 Hochgeschwindigkeitszüge, die seit Juni 2012 als Alvia nördlich von Madrid zum Einsatz kommen. Die Zweikraftfahrzeuge können sowohl auf elektrifizierten als auch nicht elektrifizierten Strecken verkehren und sind in der Lage, Normal- und Breitspurstrecken zu nutzen. Damit sind die Alvia der Serie 730 echte Allround-Talente im Schienenschnellverkehr. Am 24. Juli 2013 entgleiste ein Zug dieser Gattung nahe Santiago de Compostela. Der Triebfahrzeugführer durchfuhr eine enge Kurve mit stark überhöhter Geschwindigkeit. Bei dem tragischen Unfall kamen 79 Menschen ums Leben.

Talgo AVRIL – Spanien

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 380 km/h
Talgo AVRIL Modell vom Prototyp
Talgos neueste Generation von Ultra-Hochgeschwindigkeitszügen basiert auf der AVRIL-Plattform. Die 380 km/h schnellen Züge sind besonders variabel in Bezug auf Länge, Breite, Spurweite und Stromsysteme. Mit diesem modularen Konzept sollen alle eventuell auftretenden Bedürfnisse im Bahnverkehr abgedeckt werden. Ein Prototyp ist für Ende 2012, Anfang 2013 angekündigt.

ETR 400 „Frecciarossa 1000“ – Italien, Frankreich, Spanien

Rekord-Geschwindigkeit: 390.7 km/h – Inbetriebnahme: 14.06.2015
ETR 400 "Frecciarossa 1000"
Trenitalia unterzeichnete mit Bombardier und AnsaldoBreda einen Vertrag zur Lieferung von 50 Hochgeschwindigkeitszügen auf Basis der ZEFIRO-Plattform. Die ETR 400 sind für 400 km/h ausgelegt und damit die schnellsten Züge in Europa. Seit Juni 2015 verkehren sie als „Frecciarossa 1000“ vornehmlich auf den Schnellfahrstrecken zwischen Torino/Milano und Napoli / Salerno. 2019 wurden weitere 14 Züge bestellt. Im Dezember 2021 startete der Betrieb auf der internationalen Relation Paris – Lyon – Chambéry – Torino – Milano. 2020 erhielten die Hersteller den Zuschlag zum Bau weiterer 23 ETR 400 für den Hochgeschwindigkeitsverkehr in Spanien, der Ende 2022 unter dem Namen „iryo“ startete. Im November 2023 wurden weitere 30 Züge für den europaweiten Verkehr bestellt.

Insgesamt 15 verschiedene Hochgeschwindigkeitszüge